Foto: Simona Bednarek
Mia Gatow »Cool Girl«
Ich wurde kürzlich bei einem Abendessen von einem älteren, trinkenden Mann gefragt, weshalb ich nicht trinke. Ich gab eine meiner Standart-Antworten und er nickte und sagte: Ja, so eine betrunkene Frau sei ja auch sehr unattraktiv. »Ach natürlich, ich Dummerchen habe den wichtigsten Grund ganz vergessen«, erwiderte ich: »Was Männer für attraktiv halten!«
Alkohol ist ein Kulturgut – Na und?
Hey, wusstest du, dass Alkohol ein Kulturgut ist? Natürlich wusstest du das. Es ist unmöglich, es nicht zu wissen. Egal ob links oder rechts, oben oder unten, jung oder alt; gebetsmühlenartig wiederholt man hierzulande vom Stammtisch bis zum Feuilleton: Wein? Kulturgut. Bier? Kulturgut. Besäufnis? Kulturgut. Bei mir hat sich inzwischen so etwas wie ein Pawlowscher Reflex eingestellt, sodass ich automatisch mit den Augen rolle, wenn ich das Wort »Kulturgut« nur höre.
Die Pein mit dem Wein
Ich möchte eine neue Rubrik einführen: Bullshit über Alkohol, der von großen Medienhäusern verbreitet wird. Sozusagen die goldene Himbeere der Alkoholberichterstattung. Dieses Mal geht die Medallie an die SZ, und den Münchner Autor Werner Bartens, der von einer Studie berichtet, die der Frage nachgegangen ist, warum Trinken Kopfschmerzen macht. Und dabei auf erstaunliche Erkenntnisse gekommen ist.
Habe ich eine Sucht-Persönlichkeit?
Ich bin dreizehn im Sommer 2003. Ich sitze mit meinem Freund Björn und seinen Kumpels auf einem staubigen Hügel in Süddeutschland und schaue auf den See, der sich glitzernd vor uns erstreckt. Die Luft ist trocken und heiß, in meiner Hand wird das Bier warm, deshalb trinke ich schnell. Die Jungs bauen eine Tüte und ich schaue betont uninteressiert dabei zu.
Der Club
Es ist Mittwoch Abend, ich sitze in meinem wöchentlichen AA Meeting und sage die Unwahrheit. »Hi, mein Name ist Mia und ich bin Alkoholikerin.« Dass ich Alkoholikerin bin glaube ich schon lange nicht mehr. Und, was noch verwegener ist: ich glaube nicht, dass irgendjemand sonst hier Alkoholiker ist. Ich frage mich manchmal, ob es ungesund ist, wenn ich regelmäßig etwas laut ausspreche, das ich für Bullshit halte. Entstehen dadurch möglicherweise ungewollte neuronale Verbindungen in meinem Gehirn?
Alkoholiker, das sind immer die anderen
Ich habe in meinem Leben sehr viel Zeit damit verbracht, mir die Frage zu stellen, ob ich schon Alkoholikerin war. Die Antwort schien darüber zu entscheiden, ob ich »für immer« mit dem Trinken aufhören müsste – und das wollte ich natürlich unbedingt vermeiden.
Der Tanz
Eine Flasche Rotwein ist nichts für mich im Jahr 2016. Eine Flasche Rotwein, nebenbei zum Gespräch mit meiner besten Freundin, ist eine anständige Menge Wein, danach brauche ich nicht zwingend mehr, wenn ich danach ins Bett gehen kann. Aber wenn mehr da wäre, wäre das auch nicht direkt ein Problem. Bald werde ich auch zwei schaffen.
Alkohol und Brustkrebs: eine unterschätzte Gefahr
Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Brustkrebs – Leider wissen davon nur wenige. Selbst Mikas Frauenärztin war völlig verblüfft, als das Thema zur Sprache kam.
Was ist Suchtdruck?
Meine Nüchternheit begann mit tausend Fragen, die plötzlich mit der angestauten Macht jahrelanger Verdrängung auf mich einprasselten. Die Auseinandersetzung mit der eigenen psychischen Krankheit, um die Mechanismen zu verstehen und Symptome als solche zu erkennen, nennt man Psychoedukation und Therapeut:innen finden es meistens toll, wenn man das macht.
So überzeugst du dich, dass du kein Alkoholproblem hast
Die Pandemie hat viele Schwachstellen in unserem System offengelegt. Eine davon ist unser Alkoholproblem. Oder besser gesagt, die Frage, ob wir (schon) eins haben. Wir reden gerade mehr als sonst über unser Trinken. Vor dem Lockdown hatten wir Grundsätze, an denen …
Das Trinken der anderen
Vor ein paar Monaten fuhr ich im ICE von Bayern nach Berlin. In Leipzig stieg ein älterer Typ mit seinem Sohn ein. Er war die Sorte fortgeschrittener Alkoholiker, die man schon von weitem erkennt, an ihrem Körperbau, mit dem seltsamen Missverhältnis zwischen schlanken Beinen und kugelrundem Bierbauch und ihrer rotvioletten großporigen Haut um die Nase; ein Look, den die Profis sich stehen lassen, die so viel trinken, dass schon vor geraumer Zeit aufgehört haben, sich für Essen zu interessieren.
Cool Girl
Eine Flasche Rotwein ist nichts für mich im Jahr 2016. Eine Flasche Rotwein, nebenbei zum Gespräch mit meiner besten Freundin, ist eine anständige Menge Wein, danach brauche ich nicht zwingend mehr, wenn ich danach ins Bett gehen kann. Aber wenn mehr da wäre, wäre das auch nicht direkt ein Problem.
Abends Alkohol und morgens ein schlechtes Gewissen.
Ich wache um 4 Uhr morgens auf mit schwerem Herz und Hirn – ich habe gestern wieder getrunken. Ich habe brennenden Durst und mein Magen fühlt sich flau an. Das schlechte Gewissen, getrunken zu haben, ist wie der stinkende Motor des Gedankenkarussells. Was funktioniert noch alles nicht in meinem Leben? Wo habe ich versagt?